Können Männer Feministen sein?

Neulich bekam ich Post von einem männlichen Feministen. „Denk mal bloß nicht, dass du eine Bannmeile um dich errichten kannst“, stand da. Und: „Falls du mich verleumdest, werde ich garstig.“ Zuvor hatte ich den Mann gebeten, Abstand von mir zu halten. Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben, weil er behauptet hatte, er sei absolut im Recht, mein Äußeres zu beurteilen. Der Grund: Er sei ja schließlich Feminist, habe mehrere Bücher über Sexismus und Lookismus gelesen und könne daher gar nicht sexistisch sein. Er wolle mir nur seine persönlichen Vorlieben mitteilen. Einige Drohmails später gab er zum Glück endlich Ruhe, doch seitdem beschäftigt mich die Frage, ob Männer überhaupt Feministen sein können. Und wenn ja, was macht sie dazu? Ein paar Gedanken…

„Männliche Feministen finde ich super. Sexismus betrifft schließlich Männer und Frauen, und je mehr Leute was dagegen machen, umso besser!“ Habe ich lange gesagt, sage ich inzwischen (leider) nicht mehr. Denn mir ist aufgefallen, das diese sogenannten männlichen Feministen sich allzu oft das Label „feministisch“ wie einen Orden selber anheften, ohne überhaupt groß darüber nachzudenken, was es bedeutet. Sie finden Feminismus irgendwie chic (ist er ja zumindest in gewissen Szenen) und wollen sich von den anderen Typen abgrenzen, vom chauvinistischen Mainstream ihrer Geschlechtsgenossen.

Sie wollen der Welt zeigen, dass sie ganz anders und viel reflektierter sind als der „Rest“. Um dies zu zeigen brauchen sie ganz viel Raum und Redezeit. Platz in der Zeitung zum Beispiel, ganz viel Redezeit in Diskussionsrunden und bei Konferenzen. Sie wissen schließlich Bescheid, und das sollen alle wissen. Dass Feministinnen seit Jahrzehnten beklagen, dass sie zu selten angehört werden? Tja, ihr Pech. Das beste Beispiel für einen männlichen Feministen dieser Art ist Nils Pickert, selbst ernannter Feminist, Kolumnenschreiber und Projektmitarbeiter bei der umstrittenen Anti-Sexismus-Kampagne „Pink Stinks“. Keine Ahnung, warum der so abgefeiert und überall veröffentlicht wird. Sonderlich durchdacht oder innovativ sind seine Beiträge nicht. Es muss wohl am Geschlechtsorgan Exotenstatus „männlicher Feminist“ liegen…

Was selbsternannte männliche Feministen auch gerne machen, ist das hier: „Mimimi!“. Rumheulen, dass sie in Frauenräumen, bei Frauenveranstaltungen draußen bleiben müssen. Das wäre ja schließlich umgekehrter Sexismus, und sie als selbsternannte Feministen sollten da selbstverständlich mitmachen dürfen. Und überhaupt werde es schließlich viel zu wenig thematisiert, dass Männer ja auch unter Sexismus leiden. Warum überhaupt der Begriff „Feminismus“ benutzt wird und nicht „Antisexismus“.

Diese Typen haben leider wenig bis gar nichts verstanden. Anscheinend ist völlig an ihnen vorbei gegangen, dass nach wie vor Mädchen und Frauen die Leidtragenden der aktuellen Geschlechterverhältnisse sind. (Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache, die sich an zig Studien und Statistiken ablesen lässt.)

Ja, es gibt Männer, denen sexuelle Gewalt angetan wurde, die unter hegemonialer Männlichkeit leiden, die im Job Probleme bekommen, wenn sie in Elternzeit gehen möchten, usw. Das ist schlimm und gehört geändert, keine Frage. Aber warum machen sie das dann nicht, anstatt Feministinnen anzugreifen?! Jeder noch so kleine die Geschlechterverhältnisse betreffende Fortschritt wurde von Frauen, von Feministinnen erkämpft. Sie haben sich solidarisiert, auf Missstände aufmerksam gemacht, die Gesetzgebung beeinflusst, Frauenhäuser gebaut, für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung demonstriert, usw. Sie nannten ihren Kampf „Feminismus“, weil es ihnen um die Frauen und Mädchen ging. Und nun kommen ein paar Typen daher und verlangen, dass das Ganze anders heißen soll und nicht mehr Frauen/Mädchen im Fokus stehen sollen, und dass sie gefälligst mitmachen dürfen? Nur, weil sie selbst offenbar nicht in der Lage sind, sich zusammen zu tun und selbst etwas zu tun? Warum gründen diese Antisexisten denn eigentlich keine antisexistischen Männertreffs, um sich kritisch mit den Geschlechterverhältnissen zu befassen? Warum gibt es kaum Anlaufstellen für Jungen und Männer, die vergewaltigt wurden? Ich finde das ja auch schade, aber trotzdem ist es albern, nun von Feministinnen zu fordern, sie müssten das alles richten…

Noch absurder wird es, wenn ich mir nicht nur das Politische, sondern das Private der selbsternannten Feministen ansehe. Wie unkritisch und unreflektiert sie leider oft sind. Nein, es ist nicht feministisch, in einer Beziehung sämtliche Care-Arbeit von Frauen verrichten zu lassen. Oder ständig zu verlangen, als sorgender Vater und Hausmann tagtäglich gelobt zu werden für eine Sache, die für Frauen als Selbstverständlichkeit gilt. Oder Druck, Eifersucht und Stalking-Verhalten damit zu rechtfertigen, dass man ja so ein ganz besonders empfindsamer feministischer Mann sei. Das alles ist nicht feministisch, das ist eitel, selbstverliebt und weinerlich.

Ich lehne den Begriff „männlicher Feminist“ gar nicht grundsätzlich ab. Es gibt sicher welche, die dieses Label verdient haben. Betrachten wir es als einen Orden, eine Auszeichnung, „Feminist“ genannt zu werden. Einen Orden verleiht man sich aber nicht selber, den muss man sich erst mal verdienen, bevor andere ihn dann verleihen. Als Selbst-Bezeichnung für Männer finde ich den Begriff wegen der oben beschriebenen Erfahrungen unpassend. Zu groß ist die Gefahr, dass sie ihn missbrauchen, um eigenes mieses Verhalten zu rechtfertigen, Kritik abzublocken, sich über andere zu stellen.

Für die Männer, die gerne Feministen oder Verbündete (Allies) wären, gibt es im Netz ein paar gute Tipps, wie das gehen könnte (unten verlinkt). Da ich solche Seiten nur auf Englisch kenne, übersetze ich mal kurz das wichtigste (inklusive eigener Anmerkungen), ausführlicher geht es dann in den Links zur Sache.

1. Informiert euch und lest Bücher!

2. Hört zu, was Feministinnen sagen, anstatt selbst zu reden! Lasst ihnen Platz und Redezeit! Auch wenn ihr viel gelesen habt, heißt das nicht, dass alle euch immer zuhören müssen.

3. Seid selbstständig, fordert nicht von Feministinnen, euch dauernd alles zu erklären, dafür haben sie nämlich echt keine Zeit.

4. Übernehmt euren Teil der Care- und Beziehungsarbeit. Macht eure Arbeit unaufgefordert und fordert nicht, dafür explizit gelobt zu werden!

5. Weigert euch, an Podiumsdiskussionen teilzunehmen (egal zu welchem Thema!), wenn nur Männer auf dem Podium sitzen! Schreibt nicht für Zeitschriften, in denen fast ausschließlich Männer schreiben (Beispiel: konkret) Macht diese Weigerung öffentlich und übt Druck auf die Verantwortlichen aus.

6. Akzeptiert, dass es im Feminismus unterschiedliche Meinungen gibt. Solidarisiert euch mit der von euch bevorzugten Strömung, aber unterlasst es, euch nicht so genehme Feministinnen zu beleidigen und zu diskreditieren. Die Feminismus-internen Grabenkämpfe sind schon krass genug, und die Welt braucht definitiv nicht noch mehr Männer, die Feministinnen fertig machen.

7. Kommt damit klar, dass ihr nicht überall mitmachen dürft. Es gab und gibt gute Gründe dafür, dass Frauen unter sich sein wollen. Fragt nicht jedes Mal nach den Gründen, sondern nehmt es einfach mal so hin. Verwendet eure Energie lieber dafür, gegen Ausschlüsse von Frauen zu protestieren (siehe Punkt 5)!

8. Steht auf, um gegen Sexismus vorzugehen, auch wenn er gerade nicht euch betrifft.

 

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13 Antworten zu Können Männer Feministen sein?

  1. Mercedes Nabert schreibt:

    Insgesamt ein sehr richtiger Text. Habe noch beim Lesen gedacht, dass die ‚feministischsten‘ Männer die ich kenne, sich wenn dann nur in Ausnahmefällen als solche labeln – und schon schriebst Du über das ‚Verdienen‘. 🙂 Hierzu aber einmal ganz kurz:
    Wenn in einer Mail oder einem Redebeiträge nötig ist, zu betonen, dass der mitteilen de Mensch(!) feministisch, antifaschistisch, antispziesistisch (etc.) ist, dann heißt das doch eh nie etwas Gutes. ‚Feministische Männer‘ sind da natürlich ein Sonderfall, weil sie – natürlich – wissen, wie ‚besonders‘ sie damit wären, aber auch bei ihnen müsste diese Tatsache korrekterweise erkennbar sein, ohne dass sie sich so vorstellen!

    Dann zu dem Mangel an Anlauf- und Beratungsstellen für männliche Opfer: Tatsächlich ist der ja ein diesem speziellen (natürlich hauptsächlich von anderen Männern, auch aber von z.B. Müttern ausgehendem) „Sexismus gegen Männer“ geschuldetes Problem, dass sich daraus ergibt, dass „Rumheulen“, Therapie oder schlicht Schwäche weiblich sein sollen. Auch tendentiell feministische Männer können durchaus Probleme damit haben, ihre derartigen Gefühle überhaupt zu erkennen oder anzuerkennen… Natürlich ist es trotzdem richtig, dass sich daraus keine Pflicht oder auch nur Erwartungshaltung an die Feministinnen ergibt. Jedoch fiele es m.E. in den Zuständigkeitsbereich der Feminist*innen, wenn dieses Sternchen hier keine Möglichkeiten oder Ausnahmen mehr kennzeichnen würde (;

    Zu Deinem Punkt 3;
    Jein. Bücher sind toll, aber es gibt, wie Du richtig fest stellst verschiedene Strömungen: Eine grundsätzliche Diskussion vorm Lesen; eine Fragerunde + Einführung sind durchaus nicht unangebracht. Gespräche im Nachhinein, wenn einer etwa wirklich versucht sich in einen Nicht-Mann hineinzuversetzen (und der*die Angesprochene dafür offen ist) sind um wirklich „Feminist“ zu werden doch unabdingbar. Bei jeder progressiven Ansicht von der eine*r glaubt, dass sie sich mehr verbreiten sollte, sollte er oder sie auch auskunftsbereit sein…! „Lest alles selbst und wenn Ihr es nicht kapiert meint Ihr es halt nicht ernst“ ist eigentlich keine Aussage derer die sich wirklich für Veränderung interessieren. (Anderseits: Man diskutiert ja auch nicht mit Nazis.;))

    Zu Punkt 5:
    Wenn das genügend Leute so halten würden, wäre es natürlich nice, aber wenn ich ein Mann wäre, der (fast) alle Deine anderen Punkte beherzigt, wäre ich doch genau der richtige für etwa das Bahamas-Podium oder die konkret… Sich als eher-feministischer Mann aus allem rauszuhalten was nicht feministisch ist, verhindert das Eindringen von feministischen Ideen in andere Strömungen; Insbesondere beim Podium: Da wird sich immer eine Gelegenheit finden, diese Unausgewogenenheit anzusprechen…Und er kann das generische Femininum benutzen. Das wirft dann viiielleicht ein etwas zu gutes Licht auf die Veranstalter, (weil jemand so „progressives“ überhaupt eingeladen ward) aber immerhin werden diejenigen im Publikum mal mit dem Thema konfrontiert an denen es sonst immer vorbei ging. „Druck ausüben“ funktioniert nicht; man überlässt immer nur Mackern das Feld.

    Ansonsten…. Wie gesagt, sehr schön und richtig Dein Text! Danke.

    • schlottekamuffel schreibt:

      Hallo Mercedes, danke für deinen langen Kommentar.
      – Zu den Anlaufstellen für männliche Betroffene sexueller Gewalt: Ich finde es sehr schade, dass es für sie nicht so ein komplexes Hilfe-Netz gibt wie für Mädchen und Frauen. Aber die Geschichte ist nun mal so, dass Frauen irgendwann in den 70ern gesagt haben, wenn wir nix machen, macht das nie jemand. Also haben sie alles aufgebaut, Frauennotruf, Frauenhäuser, Wildwasser, usw. Männer haben sich um dieses Thema sexuelle Gewalt einfach noch nie richtig geschert, so kommt es mir jedenfalls vor. Und daher finde ich es perfide, wenn ausgerechnet Männer kommen, um den Feministinnen Sexismus vorzuwerfen, da es ja so wenig Beratungsstellen für Jungs gibt. Wo waren sie denn, als die ganzen Hilfen aufgebaut wurden? Ja, es ist schlimm, dass Männern in dieser Gesellschaft offenbar nicht gestattet ist, zu weinen,zu leiden, in in Therapie zu gehen, aber im Ernst, das liegt doch nicht an Frauen und Müttern? Liegt das nicht viel eher an dieser gesamten sexistischen Kultur der männlichen Härte? Und wird die nicht tendenziell eher von Männern propagiert als von Frauen?

      – Zu Punkt 3: Ich will ja gerne mit Leuten reden und diskutieren. Aber ich möchte dabei nicht mit einer Anspruchshaltung konfrontiert werden. Und wenn ich merke, dass Leute sich doof stellen, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen oder mich zu provozieren, sag ich eben auch ab und an: „Lies doch mal das Buch XY, keine Zeit für dich, tschüß!“

      – Zu Punkt 5: Ja, kann sein, dass die Strategie auch geht, sich eben genau darum aufs Podium zu setzen, um die Kritik loszuwerden, die Runde und die Veranstaltenden aufzumischen. Hab ich so leider nie gesehen, gibt es da gute Beispiele? Würde mich über Links oder Videos freuen. Liebe Grüße, Schlotte

      • Mercedes Nabert schreibt:

        1. Jipp, wie gesagt, dafür sind in erster Linie natürlich Männer zu verantworten. Es war bestimmt keine Frau die sich ausgedacht hat: „Gefühle sind 1. dumm und 2. haben Männer keine, wir aber schon“. Dadurch ist es auch(!) ein feministisches Thema (nur das war meine Anmerkung. Es bei den Frauen abzuladen, so nach dem Motto: „Therapiert uns, Ihr seid erfahrener in sowas“ bleibt antifeministisch, ganz klar.

        2.Vollkommene Einigkeit.

        3. Gute Frage eigentlich. Ich schau die Tage nochmal nach Videos/Artikeln dazu. Weniger konkret:
        Ich habe selbstredend von Frauen mitbekommen, dass sie sich laut darüber wunderten die einzige nicht-männliche Person zu sein.
        Ich habe in Plena tatsächlich Männer sagen hören, sie hätten kein Bock mehr was zu sagen, weil gerade auch keine Frauen zu Wort kommen.
        Und Floris Biskamp hat beim Antisemitismus-Kongress in Essen vergangenes Jahr als einer von vier m. Rednern (später beim Podium war allerdings Katharina König) gegendert und immerhin eingangs erklärt, warum er dies wichtig/richtig findet.

        (;D Mein Kommentar war ja wirklich sehr lang! Ui. Sieh’s als Kompliment 😉 Danke für die Antwort.)

      • schlottekamuffel schreibt:

        Lange Kommentare von dir find ich gut!

  2. kimberra schreibt:

    Ich halte es in letzter Zeit rein experimentell für unmöglich, dass Männer Feministen sein können.
    Klar, Männer sollten sich bei Feministinnen informieren (wenn sie es noch nicht sind: warum????), sie sollten sich fragen, ob sie Frauen den gleichen Raum geben, wie sich selbst und allgemein Männern, überhaupt nett zu Frauen sein, möglichst offen und nicht ihre verdammten Mutterbilder auf alle möglichen Frauen projizieren. Schließlich sollten sie eingreifen, wenn andere Frauen (oder wen auch immer) behandeln, wie es selbst für falsch halten. OK.

    Aber ich denke, es bleibt immer etwas anderes, für die eigenen oder die Belange anderer einzutreten.
    Die Angelegeneheiten der Männer, die sie, feministisch aufgeklärt, gegen den patriarchalen Mainstream vertreten können, sind bis heute meines Wissens nicht definiert. Das wäre mal eine Aufgabe für neue MRT-Gruppen oder Ähnliches. Es reicht einfach nicht, wenn Männer sich für Frauen einsetzen, so nötig das ist. Wenn Männer nun wieder nur ihr eigenes Ding suchen, dass sie gegen die vorherrschende Männerwelt verteidigen könnten, öffnet sich wieder die Falle des Egoismus. Da darf mann sich nicht blind stellen, aber zu glauben, mit gutem Benehmen sei alles erledigt, halte ich auch für Augenwischerei.

    • Mercedes Nabert schreibt:

      *grummel* Na ja… Egoistisch ist Engagemt immer, denn das und das passt einem eben gerade nicht, wenn man ein solches aufbringt. Und wenn das so ist, wird es egal ob Du eher priviligiert oder betroffen bist/warst (nur dass Du im einen Fall erstmal den beliebten Denkfehler umgangen sein musst, dass Du etwas zu verlieren hättest). Klar ist es möglich(!) ..
      Und der Feminismus wird erst dann seinen großen Erfolg für sich verbuchen können, wenn alle Menschen „feministisch“ sind; er sich eben erübrigt hat.

  3. Nicola schreibt:

    Für mich sind feministische Männer die, die selbstverständlich den Haushalt mit übernehmen, die Frauen in Ihrer Karriere unterstützen, mit Selbstverständlichkeit sich an der Kinderbetreuung beteiligen (also nicht nur einmal die Woche von der Kita abholen und dafür Standing Ovations erwarten), die Familie bekochen und nicht nur wenn Gäste kommen den Gourmentkoch geben, Kindergeburtstagskuchen backen und Knöpfe annähen ohne dabei Kastrationsängst zu entwicklen. Das sind aber eben nicht die, die sich selbst als Feminist labeln. Und das sind halt die weniger spektakulären Tätigkeiten, für die man nicht so wahnsinnig viel Aufmerksamkeit erhält. Könnte ja auch mal einer sich hervor tun und fordern, er möchte den gleichen Lohn erhalten, wie seine Arbeitskolleginnnen. Das wäre echte Loyalität …

    • Bella schreibt:

      Für mich sind Männer dann Feministen, wenn sie sich für Frauenrechte einsetzen, wenn sie ihre Geschlechtsgenossen auf sexistisches Verhalten hinweisen, wenn sie feministische Positionen verteidigen und sich dabei nicht in eine Sprecherposition drängen und bevormundend werden.

  4. R.S. schreibt:

    Schöner Post. Meiner Erfahrung nach wird man erstmal komisch angesehen und muss sich rechtfertigen, wenn man explizit sagt, dass man kein Feminist ist. Eigentlich berechtigt, da in Räumen die sich als (pro-)feministisch bezeichnen sowas irgendwie Teil des guten Tons wird. Etwas weniger Misstrauen gegenüber Leuten, die sich nicht als Teil irgendwelcher Szenen sehen wäre nett. Meiner Einschätzung nach ist der Begriff Feminismus eher als Label für die Literatur brauchbar und sollte nicht auf Menschen angewandt werden, Feministen und feministisches Handeln gab es bereits vor dem Begriff. Wie oben schon gesagt gilt die Problematik ähnlich auch für Begriffe wie Antifa, AntiRa, usw. Ist eben leichter sich erstmal mit schönen Labels vollzupappen (und diese dann als Entschuldigungs- und Eintrittskarte für so nette Posten in Zeitungen wie der bedauernswerte Schreiberling oben zu nutzen) als tatsächlich was zu machen.

  5. uepsilonniks schreibt:

    Ich höre gerne zu, allerdings erwarte ich, dass man umgekehrt auch mir zuhört. Ein Aspekt, der in ihrem Blogpost irgendwie verloren geht…

  6. Oskar schreibt:

    Also sicherlich gibt es den Modefeministen. Auch wenn ich keinen kenne werde ich dir sicher nicht unterstellen zu lügen nur weil das aus meiner Perspektive ein unangenehmes Thema ist.
    Ebenso sicher taugen solche Modefeministen nicht als Bündnispartner im Kampf gegen Rollenzwänge und anderen Sexismus. Nicht die Lektüre macht den Feministen sondern der aufklärerische Geist. Nur etwas gelesen zu haben heißt noch lange nicht es verstanden oder gar verinnerlicht zu haben. Allein sich selbst als etwas zu bezeichnen genügt auch nicht: Ich kann auch sagen ich wäre der Kaiser von China, dadurch bin ich es aber noch lange nicht. „An den Taten sollst du sie erkennen“ (sorry für das Bibelzitat an dieser Stelle) auch das hast du zu Recht gesagt. Was in den letzten Jahren passiert ist ist das Feminismus zum Modelabel geworden ist, jeder der nicht in die „CSU und Rechts davon“-Ecke gestellt werden möchte muss heute sagen das er gegen Sexismus ist. Am Problem hat das nichts geändert. Es ist ein Tabu installiert worden und nicht reflektiert worden.
    Fast das selbe lässt sich auch beim Rassismus beobachten, nur wird es da noch deutlicher.
    Heute MUSST du sagen das du Antirassist bist, selbst Pegida tut das. Jede Pfeife posiert heute in Rap-Videos mit einer Antifa-Fahne. Dennoch haben ca 50% der deutschen rassistische Ideen, das zeigen Studien. Vorurteile sind wahrscheinlich noch deutlich verbreiteter.
    Darüber hinaus ist es cool geworden, damit kann man in manchen Kreisen rumhipstern und so tun als wäre man etwas ganz besonderes, ganz besonders underground. Fast so wie das tragen von St Pauli Klamotten.
    Dann auch wirklich antisexistisches Verhalten zu zeigen ist eine ganz andere Sache, es erfordert Mut und ist nicht cool sondern oft ziemlich uncool und hat Folgen. Der ideologische Hintergrund ist noch lange nicht in der Mehrheitsgesellschaft angekommen und wer sich so äußert der wird schief angesehen, gerade als Mann. Entsprechend scheitere ich daran mich so zu verhalten wie ich es mir von mir selbst wünsche. Und ich denke es gibt einen berechtigten Redebedarf derer die es versuchen und sie haben genauso ein Recht zu Wort zu kommen wie diejenigen die in den meisten Runden die mehrheitliche Perspektive haben.
    Aber mit dem was dann weiter unten im Text steht bin ich nicht einverstanden.
    Solidarität ist das Stichwort und aus meiner Sicht ist es genau das was deinem Text fehlt.
    Es mag dich stören weil es anstrengend ist und sicher ist es auch oft unangenehm aber ein gemeinsames Vorgehen erfordert auch gegenseitiges Verständnis und den Willen beider den Anderen nicht auf der Strecke zu lassen, also Dialog. Es gibt auch immer eine Perspektive des Anderen mit der man sich befassen MUSS denn die Perspektive eines Mannes wird nie die Perspektive einer Frau sein egal wie feministisch er ist und wie ehrlich er es meint. Das selbe gilt aber auch umgekehrt und dabei ist es nicht weniger wichtig, denn wenn du willst das Feminismus kein Geschlechterkampf wird sondern ein Befreiungskampf beider dann musst du dich auch auf die andere Perspektive einlassen und Kompromisse machen, genau wie alle anderen auch.
    Wenn du willst das man DICH versteht dann musst DU dich erklären denn das kann niemand anderes tun, der Inhalt deines Kopfes steht in keinem Buch zumindest nicht wenn du selbst denkst anstatt nur zu lesen. Niemand kann fordern gelobt zu werden, niemand kann fordern das er in Schutzräume gelassen wird, aber wenn man das Gefühl hat für die Arbeit die man macht nicht wertgeschätzt zu werden dann ist das nicht gerade motivierend. Wenn ich aus einem Raum ausgeschlossen werde dann will ich natürlich einen Grund dafür hören. Derjenige der ausschließt muss meinen Ausschluss begründen und nicht umgekehrt ich meinen Einlass. Wenn es allerdings einen Konsenz gibt das ich nicht rein darf dann muss ich den dennoch akzeptieren, respektieren werde ich ihn aber nur nur wenn er begründet ist.
    Leider passiert das bei dir gerade anscheinend gar nicht. Was gegen deine Linie spricht ist in diesem Beitrag entweder „Mimimimi“ oder in irgendeiner anderen Weise nicht diskusionswürdig oder nicht dein Problem. Aber mit Rücksichtslosigkeit erreichst du niemanden. Nur weil die Frau als Gruppe die hauptsächliche Leidtragende ist, bedeutet das nicht das das Leid anderer nichts zählt oder das du es als jammern abtun kannst. Zwar erwähnst du das du genau das nicht tun willst aber dennoch argumentierst du gerade teilweise so, oder zumindest kommt es bei mir so an. Ganz abgesehen davon das so etwas schlich ungerecht ist. Wenn jeMANNd auf dem Dorf ein paar auf die Fresse bekommt, gemobbt wird weil er dem allgemeinen männlichen Typus nicht entspricht dann ist das also nicht so schlimm weil sein Geschlecht deines mehrere Jahrtausende unterdrückt hat und das auch heute teilweise noch passiert , kann man das sagen? Wenn du das mit der Geschlechterbefreiung ernst meinst dann wäre das auch deine Aufgabe, obwohl es dich nicht selbst betrifft schließlich forderst du genau dieses selbstlos-solidarische Verhalten auch von Männern ein. Nicht auf sich gucken sondern gucken was man für das Ziel tun kann. Gut, sicher kann man das sagen, aber dann muss man auch nicht erwarten das einem irgendwer folgt und das Männer sich von einem nicht pauschal angegriffen fühlen. Es ist falsch den Schaden anderer zu leugnen nur weil der eigene vielleicht größer ist, Leid ist nie relativ und lässt sich nicht aufwiegen oder relativieren. Was möchtest du? Einen Kampf gegen Sexismus, einen Kampf ohne Männer oder gar einen Kampf gegen Männer? Nach diesem Artikel bin ich mir nicht mehr ganz sicher. Das Frauen sich alles alleine aufgebaut haben kann dabei kein Argument sein auch selbst unsolidarisch zu sein auch wenn die Fehler der Anderen noch schmerzen. Gerade diejenigen die ihrerseits ihre Solidarität bekunden und ihre Hilfe anbieten haben selbst Solidarität verdient, denn sie sind nicht für die Fehler der 70ger verantwortlich und auch nicht verantwortlich für diejenigen die diese Fehler auch heute noch begehen. Ich glaube nicht das Mann von euch verlangt das ihr euch um seine Befreiung kümmert. Ich glaube das Mann von euch verlangt das er Teil des gemeinsamen Kampfes werden kann und die Strukturen die ihr habt mit nutzen und mit ausbauen kann. Das „ihr“ die Drecksarbeit machen sollt glaube ich nicht. Ganz im Gegenteil ich halte das für eine Unterstellung die darüber hinaus auch noch ganz schön pauschal ist. Worin liegt nun der Sinn ähnlich Gesinnte auszuschließen?
    Aber mal davon ab das ich mich frage ob deine Lösungsperspektive die richtige ist stellt sich für mich die Frage ob das was in deinen Zeilen mitschwingt (nämlich ein Feminismus ohne Mitsprache für Männer) überhaupt praktikabel ist. Ich bezweifle das du Rechte und die Freiheit einer Gruppe gegen die eine ebenso große Gruppe durchsetzen kannst. Der Feminismus ist wie keine andere Bewegung auf die Unterstützung von Männern angewiesen um nicht zum Geschlechterkampf zu verkommen und Mehrheiten zu bekommen, denn für deine Gesellschaft bist du darauf angewiesen das die Mehrheit sie mitträgt. Das selbe gilt aber auch umgekehrt, es gibt keine Befreiung von den Rollenbildern für niemanden ohne das er durch die Unterstützung des anderen Geschlechtes gestärkt wird und auch einen Gewinn an Glaubwürdigkeit erhält. Der Feminismus ist auf seine gesellschaftliche Akzeptanz angewiesen um wirken zu können.
    Ich bin recht neu in dem Thema, habe nicht viel gelesen, nur gehört aber interessiere mich für dafür, habe meine eigenen Erfahrungen gemacht die sich nicht mit deinen decken und will auch deswegen von deinen mit profitieren. Der Text vermittelt mir aber vor allem das Gefühl grundsätzlich nicht willkommen oder nicht anerkannt zu sein, und ich denke nicht das ich der einzige bin. Dieses Gefühl speist meiner Meinung nach auch die Ablehnung die feministische Positionen erfahren. Das Problem ist das der Mensch auf Ablehnung und Fremdes generell nicht mit Selbstreflektion sondern seinerseits mit Ablehnung reagiert. Ich finde es schwierig zu sagen man solle sich nur mit der Strömung solidarisieren die einem passt und die anderen außer acht lassen. Nur weil eine Gruppe sich in einer gesellschaftlich schweren Position befindet bedeutet das nicht das Kritik an ihr unangebracht ist. Ich will mich zu jeder Strömung jederzeit kritisch äußern gerade wenn ich das Gefühl habe das mir diese Strömung gerade unrecht tut in dem sie mich zum Beispiel mit einem Generalverdacht überzieht. Niemand muss Vorurteile über sich tolerieren, auch ich nicht und auch nicht wenn dieses Vorurteile von einer Minderheit geäußert werden die selbst von Vorurteilen betroffen ist.
    Alles in allem erwarte ich wie uepsilonniks das auch mir zugehört wird. Ich würde gerne noch mehr schreiben aber die Zeit läuft mir davon und ich weiß ja nicht mal ob dieser Kommentar überhaupt jemals freigeschaltet wird, also werde ich nicht mehr Zeit dafür verwenden. Ich hoffe das ich trotz der gerafften Schreibweise halbwegs verständlich bin. Falsch hingegen finde ich wie du seinen Einwand mit deiner Antwort ins lächerliche ziehst. Egal ob bewusst oder unbewusst, falsch ist es auf jeden Fall. Nicht nur weil ich finde das ich das Recht habe gehört zu werden sondern auch weil ich glaube das es generell notwendig ist das jeder zu Wort kommen kann und es einen gemeinsamen Kampf gibt. Das erfordert Solidarität und ein weg von dem Selbstbild der befreiten Person die es alleine geschafft hat und nun erwarten kann das auch andere es alleine bekommen werden. Es mangelt an dem Bewusstsein der gemeinsamen Motivation und der gemeinsamen Zielsetzung an der Erkenntnis gemeinsam stärker zu sein. Beide bleiben in deinem Text randständig und so ist es wohl mehr ein Katalog von ambitionierten Forderungen der selbst nicht die Hand zur Zusammenarbeit ausstreckt. So ein Projekt wird trotz richtigen Kerninhaltes kaum Solidarität bekommen.
    Aber zum Schluss noch eine meiner Meinung nach richtigere Position auf einer österreichischen Seite.

    http://maedchenmannschaft.net/konnen-manner-feministen-sein/

    …wie auch immer…
    schöne Grüße

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